Morgenmuffel – muss das sein?

der tag beginnt mit einem guten frühstück(erix!byflickr)

der tag beginnt mit einem guten frühstück(erix!byflickr)

was habe ich eigentlich in meinem leben bisher gelernt? was war gut und was war schlecht? zu den guten erkenntnissen gehört sicher, das ich meine einstellungen im leben selbst bestimme und daraufhin mein leben in eine positive oder negative richtung lenken kann.

das habe ich heute morgen mal ausprobiert. die nacht begann in etwa um 0.30 uhr, im fernseher lief nichts mehr gescheites und mein gähnen nahm zu. so gegen 7.50 uhr wurde ich dann von unserer katze wieder geweckt. also 7 stunden schlaf. das sollte ausreichen.

aber! ich steh auf und der tag konnte schlechter nicht beginnen. kopfschmerzen, verknittertes gesicht und eine sprichwörtliche antriebsarmut und der geborene morgenmuffel. na, den tag kannste vergessen habe ich mir gesagt. aber dann kam es, das bisher gelernte.

schritt 1: ich muss erkennen, was mich belastet, um es bewältigen zu können. diese schädlichen einstellungen („den tag kannste vergessen“) muss ich also erst einmal wahrnehmen und mir ihrer bewusst werden. dabei kann ich auf verschiedenen wegen vorgehen.

– ich beschreibe einfach die konkrete situation – ohne bewertung und interpretation

– ich führe eine kritische selbstbeobachtung bezüglich der subjektiven bewertung durch und schaue, was mir dabei durch den kopf schiesst, warauf ich in diesem moment meine aufmerksamkeit lenke und was ich fühle

– ich spüre in mich hinein, wie stark mich diese gedanken berühren

– ich frage einen lieben mitmenschen, wie er mich so sieht und wodurch ich mir in seinen augen das morgendliche aufstehen so schwer mache

– und ich mache mir das vorgehen anderer in ähnlichen situationen zu eigen.

dabei helfen mir schlüsselfragen, distanzierten zugang zu mir zu finden. „wie ist meine schlechte laune eigentlich neutral betrachtet?“, „was glaube ich, vorher sie kommt?“, „welche erwartungen knüpfe ich mit meinem verhalten an den tag?“, „wie sehen mich andere?“, „welche gefühle habe ich und wie stark sind sie?“

mit dererlei einstellung zum morgenmuffelsein kann ich dann die antworten auf meine fragen auf den punkt bringen. „ich darf so sein, wie ich will. egal, ob es andere stört!“

bevor ich mir aber dieses irrationale denk- und fühlmuster manifestiere, sollte ich erst einmal einen zweiten schritt unternehmen.

schritt 2: wie brauchbar ist die bisherige erkenntnis für eine anwendung im alltag? aus sicht meiner partnerin betrachtet, sicher nicht brauchbar. berücksichtigt mein verhalten nicht die befindlichkeiten meiner mitmenschen. und die schlüsselfragen dazu sind:

– sehe ich eigentlich nur mich oder berücksichtige ich andere mit?

– verallgemeinere ich? welche erwartungen setze ich in die durchführung meiner einstellung?

– führe ich durch mein verhalten nicht erst richtigen ärger in meine beziehung ein?

– fühle ich mich eigentlich hilflos? dramatisiere oder übertreibe ich vielleicht?

das heißt, ich hole mir meine situation mal vom sockel auf eine reale ebene. und erkenne, ich darf ruhig einmal zugeben, abends ein „schlafbier“ weniger zu trinken und trotzdem „ein mann“ zu sein. ich sollte den gutgemeinten ratschlag annehmen und vor dem schlafen statt aufregend fernsehen lieber ein gutes buch lesen! so löse ich mich langsam von alten denkstrukturen und kann den dritten schritt vollziehen.

schritt 3: veränderung tut also not! aber nicht eine eingeredete veränderung („du musst ab sofort morgens gut drauf sein, egal wie“), die führt zu nichts und ein rückfall in alte gewohnheiten ist vorprogrammiert. nein, auch hier helfen mir schlüsselfragen zu einem ansatzwechsel.

– gibt es eigentlich eine breitere sichtweise meines verhaltens?

– gibt es für meine erste erkenntnis eigentlich einen beweis, dass mein verhalten richtig ist?

– wie werde ich darüber denken, wenn ich mich verändert habe und ein paar tage vorüber sind?

– was habe ich eigentlich für schwächen? was macht mich andererseits stark?

die antworten führen bei mir zu einer insgesamt positiveren grundstimmung. daraus formuliere ich mir positivere bewertungen, führe darüber mit mir selbstgespräche, lasse sie dadurch teil von mir werden und durch ständiges üben kann ich es jederzeit aus dem gedächtnis hervorholen. so ist es dann nicht mehr weit bis zum vierten schritt.

schritt 4: ich muss mein verhalten verändern! dabei ist es mehr als wichtig, eine “ neue art zu denken “ und fühlen zu üben. dabei begebe ich mich bewußt und freiwillig in ähnliche situationen und korrigiere auch diese durch die neuen erkenntnisse.

für mich heißt das, ich spüre in mich hinein, was mir regelmäßig beim autofahren passiert. oder ich begebe mich in situationen mit menschen, die mir unangenehme gefühle erzeugen und versuche auch hier, neue denk- und verhaltensstrukturen anzuwenden.

und ich stelle fest, das leben kann sooooooo schön sein.

Stichworte:

Kommentarfunktion ist deaktiviert.