Abnehmen oder Achtsamkeit? Ich beginne heute mit meinem Fasten!

ich gehöre zur generation die gelernt hat, das „aktives herumgammeln immer noch besser ist, als nichts zu tun“. also war ich begeistert, als meine freundin mich mit einer woche aktivem fasten konfrontierte.

das war vor 6 wochen. aber je näher der heutige termin rückte, umso mehr spürte ich auch eine gewisse unruhe in mir. über allem stand die frage, was wird diese woche wohl an überraschungen bringen? was wird sie aus mir machen? einerseits im körperlichen und andererseits im seelischen?

denn in der vorbereitung wurde sich ausgiebig in das thema eingearbeitet. ich habe bisher noch nie gefastet und bin gespannt auf die körperlichen und seelischen potenziale, die in mir stecken sollen.

da habe ich von reinigung und entgiftung des körpers gelesen, von verlust überflüssiger kilos, von aktivierung des darms und ankurbelung des stoffwechsels und last not least von stärkung der selbstheilungskräfte. das kann ich gebrauchen, habe ich mir spontan gedacht, schlage ich mich doch schon seit jahren mit zwei körperlichen problemen herum, die allgemein-medizinisch nicht zu heilen waren.

und dann habe ich gelesen, das der seele flügel wachsen sollen, ich mich auf wesentliches konzentrieren lerne, verzicht von luxus erfahre und es nicht bereue, ich wieder zu mir selbst finde und meine blicke wieder mehr nach innen gehen.

und ich würde das erleben, was ich meinen mitmenschen so oft rate – in der hektik des alltags einen gang zurück zu schalten und dem burnout vorzubeugen. dabei hinterfrage ich mein tun, schaffe neue perspektiven und gewinne durch mehr karheit in meinem leben wieder ein sinn.

ich lese als erstes, das das fasten eine rituelle tradition ist allen religionen hat. und dieses zum teil schon seit jahrtausenden. entweder stand der jahresbeginn pate beim fasten, um das jahr mit innerer „reinigung“ zu beginnen oder es war an hohe feiertage geknüpft, um den sinn des festes immer wieder neu und tief zu erleben. ebenso sollte durchs fasten die bußbereitschaft gestärkt, das böse abgewehrt und erleuchtung gesucht und gefunden werden. zur notwendigen darmreinigung soll hippokrates von kos gesagt haben: „sei mäßig in allem, atme reine luft, treibe täglich hautpflege und körperübung … und heile ein kleines weh eher durch fasten als durch arznei.“(quelle: wikipedia)

das war mehr als hoffnungsfroh. und weil ich mal von hermann hesse gelesen hatte: „jeder kann zaubern, jeder kann seine ziele erreichen, wenn er denken kann, wenn er warten kann, wenn er fasten kann!“ sitze ich jetzt hier und beginne mit einem entlastungstag.

viel trinken soll ich heute, mich mental auf die woche einstellen (schön, denke ich, das zeitgemäßige begriffe einzug in das fasten genommen haben), obst essen (obst ist ja sooooo gesund) und bewegen. gleich – nach absendung des artikel lege ich mit der bewegung los.

und am ersten fastentag? da beginne ich mit pfefferminztee und glaubersalz mit zitronensaft. und da ist es wieder – dieses komische gefühl, was ich immer in den letzten wochen hatte, wenn ich an den ersten tag dachte. gemüsebrühe wird also meine nächsten tage begleiten. kräutertee und zitronenspalten. viel ist das ja nicht.

aber ich darf auch meine lieblingsmusik hören, mir streicheleinheiten zukommen lassen und mich meditativ bewegen. und das läßt mich schon wieder hoffnungsvoller ausschauen, als mein gesicht grimassen beim wissen um durchzuführende einläufe macht. auf was habe ich mich eingelassen?

mahatma ghandi

aber ich bin ungeduldig und habe meinen plan schon bis zum ende gelesen. und darauf freue ich mich dann schon. da sind nämlich zwei aufbautage vorgesehen, beim denen ich wieder zuschlagen darf: behutsam einen ganzen apfel kauen, eine kartoffelrahmsuppe schlürfen, eine tomatensuppe mit hirse zu mir nehmen darf (was ist eigentlich hirse? und kann man das essen?)

und bei ausbleibendem stuhlgang einen einlauf machen. oh ihr gurus, yogis und mahatma ghandis dieser welt. euer neuer jünger hat ganz schön bammel – nur zeigen darf er es nicht. er ist halt ein mann.

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