Die EM 2012 – endlich ist sie geschafft!

nun ist die em 2012 auch schon wieder 12 stunden alt und geschichte. sie hat mit dem weltmeister 2010 und dem europameister 2008 spanien einen würdigen sieger gefunden. ich freue mich für spanien, auf dem roten trickot 2016 einen zweiten goldenen stern prangen zu sehen. und nachdem die nächtlichen autokorsos wieder in den garagen stehen, die böller unsere katze nicht mehr erschrecken und meine rotgeränderten augen sich normalisieren, kann ich nun wieder zum alltag übergehen.

nein, noch nicht ganz. immerhin stehe ich ja noch in der langen reihe von 82 millionen bundestrainern, die noch ein wenig häme über die mannschaft und deren führung ausschütten muss. muss? nun ganz einfach, so geschämt, wie beim spiel gegen italien habe ich mich schon seit jahren nicht mehr.

ich habe nichts gegen verlieren. verlieren gehört zum leben, wie das siegen. zum sieger werden heißt, hinfallen und immer wieder aufstehen. wie aber diese mannschaft hingefallen ist und sich jetzt liegend erklärt, finde ich schon ein wenig bedenklich. da wird der vielbeschworene fluch gegen italien bemüht. da hat ganz fußball-deutschland nur gegen einen mann gespielt: balotelli. da wird das fehlende quäntchen glück des bundestrainers bemüht, als ob er auf dem platz steht und die tore machen kann. da wird sicher wieder mal die überaus gute bezahlung der spieler bemüht werden müssen, sowie die fehlende reife auf dem platz.

ich halte einen ganz anderen aspekt für erwähnenswert. die deutsche mannschaft, vollgepumpt mit optimismus und tiefenpsychologischen tricks hat eine alte tugend vermissen lassen, die demut. mit welcher einstellung einige spieler den gegner angegangen ist grenzt an absolute hochnäsigkeit. ich hatte 85 minuten des spieles das gefühl, die spieler sehnten den abpfiff entgegen, damit sie sich auf das finale vorbereiten können. italien war da nur ein zeitklotz vor dem großen showdown.

dabei ist das team um jogi löw auf dem richtigen weg, die viererabwehrkette wird sich stabilisieren, schweinsteiger wird irgendwann wieder seinen leistungszenit haben, podolski wird in london erfahren, wie schön es doch am rhein war, mario gomez wird sich spiele von nationalmannschaften anschauen und sehen, wie zerzaust die mittelstürmer aussehen, manuel neuer wird sehen, dass auch kleinere torhüter welttorhüter werden. nicht größe ist entscheidend, sondern die innere einstellung.

und da kommt es mir ganz recht, das der ehrenspielführer der deutschen nationalmannschaft und ehrenpräsident von bayern münchen kein gutes haar an dem verein läßt, der für mich die personifizierte ignoranz von demut ist. das beginnt mit dem sicher noch harmlosen: mir san mir und endet darin, sich nicht mehr über einen zweiten platz freuen zu können, weil der eigene anspruch auf immer-siegen liegt. und wenn dann ein paar pseudoexperten im fernsehen auch noch zum besten geben, man müsse immer auf sieg setzen, damit man siegt, verkennen diese menschen den wahren sinn des spiels und des lebens.

er liegt im leben selbst. freude am spiel finden, auch wenn viel geld auf dem spiel steht. zum schiedsrichter gehen und einen regelverstoß bekennen, wenn ihn der schiedsrichter nicht gesehen hat. sich nicht hämisch wegdrehen, wenn man einen spieler (arbeitskollegen) gefoult hat, sondern sich entschuldigt. kameras halten alles auf bild fest. einer kritik an mg standhalten, wenn sie nicht ehrverletzend und beleidigend ist („ich hatte angst, das er sich wundgelegen hat!“) . immerhin habe ich ja einen marktwert von 42 millionen euro. und vielleicht auch schon ein wenig stolz beim abspielen der nationalhymne zeigen, indem man sie mitsingt. mit inbrunst schmetternde italiener machen es doch vor.

aber wir sollten jetzt nicht alle in den sack packen und draufhauen, es wird schon den richtigen treffen. nein, die nationalmannschaft ist ja nicht um ihrer selbst da und ist auch kein laborerzeugnis. sie ist und bleibt teil der deutschen – und damit ein spiegelbild der gesellschaft. armes deutschland. denk ich an dich in der nacht, so bin ich um den schlaf gebracht.

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