Integration – heute wichtiger denn je!

an diesem wochenende zeigen die bundesligavereine im volkssport nr. 1 flagge. sie verzichten auf die so werbewichtige und teure trikotwerbung und statten die vereine stattdessen mit dresses aus, auf denen die aufschrift: geh deinen weg steht. selbst das spielgerät erhält den aufdruck. was ist dran, dass selbst die bundeskanzlerin angela merkel die schirmherrschaft über die deutschlandstiftung integration übernommen hat und sich am samstag das spiel des deutschen meisters gegen leverkusen ansieht?

in deutschland hat mittlerweile jeder 5. bundesbürger einen migrationshintergrund. familiennamen halten einzug in die gesellschaft, die dieses bunte bild verdeutlichen. selbst ein grüner abgeordneter, namens cem özdemir, erhält einen urdeutschen karnevalsorden, den der aachener „wider den tierischen ernst 2013“. sportlernamen, wie samy khedira und özil sind in aller guten munde. im düsseldorfer strassenbild gehören japanische menschen schon seit 40 jahren zum alltagsbild und immer öfter geht die deutsche hausfrau in kreuzberg beim türkischen einzelhändler vorbei, um den kühlschrank mit frischer ware zu bestücken.

hier ist die gesellschaft also auf einem guten weg. multi-kulti strassenfeste untermauern meine behauptung und selbst in behörden sitzen mehrsprachige mitarbeiter, um bei der eingliederung und dem ausfüllen von formularen zu helfen.

aber integration ist mehr. es beginnt da, wo sich der einzelne noch immer nicht zu seinen neigungen bekennen kann: zb als homosexueller im fussball! und da sollten wir beginnen. bei uns.

ich stelle mir vor, ein schwarzer spieler jüdischen glaubens spielt in rostock in der 3. fussballliga und outet sich als schwuler. die medien werden über ihn herfallen, die tagesschau eine 15 minütige sondersendung veranstalten, „fans“ würden kiloweise bananen kaufen und beim nächsten spiel unter affengeräuschen aufs feld werfen. im dfb würde über eine quotenregelung von schwulen in der anfangsformation gesprochen, damit alle, auch die anderen, entsprechend berücksichtigt werden. und zu guter letzt werden wieder „fans“ nachts wache am haus des spielers halten, damit ihm kein leid geschieht. etwa so, wie beim spieler kevin pezzoni in köln.

was glauben eigentlich die politiker (deren outing vollkommen problemlos über die bühne geht und in posten wie regierender bürgermeister und grünen-geschäftsführer gipfelt) oder die funktionäre des dfb (dessen schiedsrichter damit auch keine schwierigkeiten haben) oder die kanzlerin („…sie leben in einem land, in dem man sich vor outing nicht fürchten muss..“) wie wenig integrationsbereit der deutsche noch ist? denn es ist doch bezeichnend, dass der dfb-präsident wolfgang niersbach, den homosexuellen spielern jegliche hilfe des verbandes anbot. egal ob bundesliga oder kreisklasse, wer sich outet und die hilfe des dfb benötigt, bekommt sie. das sieht ein wenig wie das amerikanische zeugenschutzprogramm aus: neue identität, neue wohnung, andere arbeit.

liga-präsident reinhard rauball sieht das thema aber schon wesentlich realistischer. es beschreibt die situation als ein ungelöstes problem, obwohl es schon mehrere versuche der lösung gegeben hat. es wäre eine aufgabe, die einen gesellschaftlichen konsens braucht. niemand könne überschauen, welche nachteile einem outenden spieler drohen. endlich mal jemand, der nicht faselt, sondern behutsam sich dem thema nähert.

ich werde am wochenende wieder bundesliga gucken. immerhin spielt mein verein, fortuna düsseldorf in stuttgart. und ich werde mich an die wohlgemeinten reden im vorfeld erinnern und ein bißchen in mich gehen. wie steht es eigentlich, werde ich mich fragen, mit meiner toleranz zur integration? ich bin immerhin gast in einem anderen land. wie geht man eigentlich hier mit mir um? ich bin am montag etwas klüger – auch ohne dfb.

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