Was soll die neuerliche Debatte um Sexismus?

mann und frau(dierkschaeferbyflickr.com)da sitze ich gemütlich am frühstückstisch, trinke meinen kaffee und lese die zeitung und habe schon am frühen morgen allen grund, mich zu ärgern. haben wir ein „sommerloch“, entschuldigt, „winterloch“? gibt es keine finanzkrise mehr? haben alle einen arbeitsplatz? was macht eigentlich der armutsbericht der bundesregierung?

was da seit tagen durch die gazetten getrieben wird ist doch irgendwo ein uralter hut. da wird das wort: sexismus so inflationiär benutzt, das einem normalo-mann wie mir der mund offen stehen bleibt. weiß ich doch, das mit sexismus erst mal nichts anderes als der sexuelle unterschied zwischen menschen beschrieben wird. also erst einmal etwas ganz normales. es gibt halt zweilerlei geschlechter – und das ist auch gut so.

wenden wir den begriff etwas spezifischer an, etwa in der psychologie, so werden damit die stereotypen merkmalzuschreibungen definiert. unter anderem also diskriminierende verhaltensweisen. aber halt gegenüber jeden geschlecht, auch dem des mannes.

und dann hatte ich wirklich gedacht, nach dem ende der feministischen bewegung („mein bauch gehört mir“, „männer zurück in die küche“) hätte jedes geschlecht es eingestellt, vom anderen zu verlangen und erwarten, das es eine geschlechternorm verkörpere. jungs spielen wie selbstverständlich mit puppen und üben so ihr späteres familienverhalten. mädchen basteln und schrauben an fahrrädern und mopeds herum, als ob es das normalste der welt wäre.

deutlich hat sich das für mich daran festgemacht, das fernsehsprecherinnen mit veraltetem mutter-rollen-bild jetzt keine rolle mehr in der fernsehlandschaft spielen. da sind staatssekretäre und minister, die sich für die „quoten-mutti“ am herd ausprachen, ex-staatssekretäre und ex-minister.

worum geht es dann eigentlich? um die sprache, das sprechen – miteinander, übereinander, hinter dem rücken des anderen. aha. jetzt kommen wir der sache schon näher. also worte. schnell dahingesagt, beim interview zwischen sitzungssaal und klo, im strassenstress, bei meinungsverschiedenheiten, zum kind bei schlechten schulnoten, vom chef zum mitarbeiter, wenn die leistung defizitär ist.

und bei dieser erkenntnis angekommen fange ich an, zustimmend mit dem kopf zu wackeln. da gucke ich in meinen kopf und stelle fest, mehr schimpfworte gegen frauen „auf lager zu haben“, als ich jemals gegen mich gehört habe. da schlummert ein potential, das nur darauf wartet, angewandt zu werden. und jetzt sage ich mir, die debatte hat seinen sinn. wir sind noch himmelsweit von einer gleichstellung von mann und frau entfernt. nicht nur in vorstandsetagen gibt es zu wenig frauen. auch in der arbeitswelt gibt es nach wie vor weibliche und männliche lohngruppen. und relativ aktuelle studien belegen eine nach wie vor hohe diskriminierung der frau.relief(isawnyubyflickr.com)

aber damit die debatte etwas bringt und in die richtige richtung geht, sollte man den „kern“ behandeln: unsere sprache. wir sollten uns mal bewußt machen, ob es zum beispiel zu schlampe ein äquivalent für den mann gibt. ob es für die weiblichen primär- und sekundärgeschlechtsmerkmale gleich viele männliche entsprechungen gibt? und bei dieser studie stellen wir fest, wir männer kommen sprachlich ganz gut weg. irgendwie sieht es so aus, als ob männer die sprache erfunden hätten und nur so viele negativworte gegen sich zugelassen haben, wie halt auf ein feigenblatt passen.

und wenn dann das sexistische affengeschnatter im kopf des mann eingestellt wird, kommen wir zu einer achtsamen umgangsweise mit der sprache. denn auch in der psychologie gibt es sie schon, die verschiedenen achtsamkeitssichtweisen, die mbt (mindfulness based psychotherapies), die act (akzeptanz- und commimenttherapie oder die mbct (mindfulness-based cognitive therapie). alle diese therapien haben das ziel, anwendungsfelder zu bearbeiten, die auslöser u.a. für sexistisches verhalten sind: depressionen, ängste, panikattacken, ads, adhs, burn-out und psychosomatische stresserkrankungen.

wie übt mann denn nun diese achtsamkeit? nun, immer dann, wenn frau mal nicht in der nähe ist, um eine stressreduzierte wirkung zu erzielen. das gehirn muss lernen, auch in stressigen situationen, gelassener zu bleiben. da sind herrenwitze die denkbar schlechteste kompensation. vorschlag für die politiker: nach einer sitzung erst einmal ruhig ein und aus atmen, schöne assoziationen machen und sich entspannen. langsam den saal verlassen, achtsam gehen. sich mit jedem schritt von dem stuhl lösen, auf dem der stress gerade stattgefunden hat. öffnet sich dann die sitzungstür und die journalisten bestürmen unsere volksvertreter, dann werden fragen ruhig beantwortet und es findet kein kampf mehr statt.

und in der freizeit: wir üben zb den abbau von vorurteilen, sehen im anderen dessen vorzüge und nicht die schwächen, an dem wir ihn nieder machen. und wohin führt die ganze achtsamkeit? zu viel mehr selbstbewußtsein. zum mut, über gefühle auch zu sprechen und sie nicht dem anderen um die ohren zu hauen.liebespaar(e.i.h.ü.stiquesbyflickr.com)

was wir dann erreichen? frauen werden in den augen der männer wieder das, was sie sind. manchmal böse, oft liebe wesen, die wir doch so brauchen und deren nähe wir so oft suchen. die als dank im gegenzug nicht jedes wort auf die goldwaage legen, weil sie um das geliebtsein wissen. eine heile welt? nein, eine erstrebenswerte welt.

und wenn wir das geschafft haben, können wir daran gehen, die sexistischen witze gegen ostfriesen zu überdenken und zu ändern.

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