Der Patient zwischen Placebo und Nocebo!

chill-pill (mirjoranbyflickr)

chill-pill (mirjoranbyflickr)

vor 4 wochen stand er wieder an. der routinemäßige check meiner gesundheit. und weil es mein arzt richtig genau nimmt, wurde auch wieder blut abgenommen und auf die gängigen krankheitsbilder untersucht. das blutbild ergab eine erhöhung des wertes, der für gichtablagerungen in den gelenken verantwortlich ist.

kein problem, sagt mein arzt. den puringehalt im blut bekommen wir wieder in den griff. das beruhigte mich doch sehr. aber dann tat der arzt etwas, was er sonst noch nicht gemacht hatte. er wies mich auf die bei diesem medikament möglichen begleitumstände bezüglich von sodbrennen und dunklem stuhl hin. wie ein pflichtbewußter patient las ich mir danach natürlich den „waschzettel“ durch.

tatsächlich. in einer beängstigenden anzahl von 1:1.000.000 fällen kann es vielleicht bei bestimmten faktoren und unter umständen zu ganz leichtem sodbrennen kommen. beruhigte mich dieser fakt? leider nein. warum hatte mein arzt mich gesondert auf diese nebenwirkungen aufmerksam gemacht? das musste doch wichtig sein! ich sah schon eine verschlüsselte nachricht meines arztes darin, dass ich nicht mehr lange zu leben hätte.

und just in den darauf folgenden tagen stellte sich vermehrt sodbrennen ein. egal was ich aß, die schmerzen kamen. also hatte mein arzt recht? es geht mit mir zu ende?

also fing ich an, im internet das krankheitsbild genauer zu studieren und stolperte über einen begriff, den ich vorher noch nicht gehört hatte: nocebo-effekt. dabei las ich, das es „wenigen ärzten bewusst ist, das sie mit ihrem täglichen handeln den sog. placebo-effekt erzeugen, unabhängig von der konkreten behandlungsmethode.“ das kannte ich, hatte ich doch gespürt, das die beiden worte: „kein problem“ bei mir eine beruhigende wirkung erzeugten. ich sagte mir, das wird schon was gutes sein, das wird wirken. ach ja, das kenne ich, das ist der placebo-effekt. die tabletten werden auf jeden fall eine bessere heilungschance haben mit den worten, als ohne.

aber was ist das andere? der nocebo-effekt ist also der gegenspieler des placebo-effekts. unbewusst hatte mich mein arzt auf negative begleitumstände bei der einnahme des medikamentes hingewiesen. prompt traten die symptome auf. auch wenn mir mein arzt den besonderen hinweis auf kopfschmerzen und übelkeit gegeben hätte, ich bin sicher, ich hätte kopfschmerzen bekommen und mich übergeben müssen.

und dann lese ich, dass es studien zum nocebo-effekt gibt die genauso haltbar sind, wie die zum placebo-effekt. zum beispiel, wenn patienten eine negative erwartungshaltung haben und ein medikament bekommen, welches nachweislich hilft. aus angst, dass dieses „bestimmt nicht hilft“ redet sich der patient einen heilerfolg so schlecht, dass der erfolg ausbleibt. trotz genommenem wirkstoff versagt das medikament. das ging in einer studie soweit, dass ein patient starb, obwohl mittel, dosierung und wirkstoff das richtige waren. die negative grundeinstellung überwog. eine eventuelle heilung wurde erst gar nicht in erwägung gezogen.

damit wird deutlich wie wichtig es ist, dass ein guter arzt ein gutes medikament mit positiven, achtsamen worten verschreibt. dadurch hilft er dem patienten, selbst eine positive erwartungshaltung zu erzeugen. der patient selbst sollte nicht alles auf den arzt schieben und seine eigenverantwortung ernst nehmen. er kann damit anfangen das er sich einen arzt sucht, der seine fragen zur erkrankung beantwortet und über eine behandlung ausführlich informiert.

letztendlich sollte es darum gehen, positive erwartungen zu wecken und negative zu vermeiden. und wieder liegt der schlüssel zum glück in mir.

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